Kleiner KrisenKompass 7: Souverän auftreten
01 April 2022
Dirk Kutting, "Bühne frei: Ein Auftrittscoaching für Leib und Seele", (Vandenhoeck & Ruprecht 2021)
Stand- und handlungsfähig zu bleiben, auch wenn es gerade turbulent zugeht? Das ist nicht immer einfach. Wie Sie bühnenreif agieren, verrät Ihnen Dirk Kutting.
Vielen Menschen fällt es gerade in diese Zeiten immer schwerer, ihren eigenen Standpunkt gut zu vertreten. Was raten Sie Menschen, wie sie mental und körperlich Stärke entwickeln und standfest bleiben können?
Persönlich geantwortet: Ich stelle mich mit ausgestreckten Armen bis in die Fingerspitzen gespannt vor den Spiegel und sage mir: Ich vermag alles durch den, der mich stärkt. Ich kann Gutes annehmen und Schlechtes ertragen. Es kann sein, dass dies oder jenes passiert (hier kann an ein aktuelles Beispiel gedacht werden). Das ist schlimm, aber es kann sein, dass es passiert und es darf sein. Wenn ich einen Konflikt habe, denke ich mir auch einen Satz, den ich in der Konfliktsituation sagen möchte, und versuche einen überzeugenden Gesichtsausdruck und eine überzeugende Körperhaltung zu finden.
Coronazeiten sind ohne Zweifel Ausnahmezeiten: Wie ist es zu schaffen, dennoch bei uns und handlungsfähig zu bleiben?
Situationen nicht aus dem Weg gehen, sondern dahin gehen, wo es weh tut. Keine Begegnung vermeiden, vor allem nicht die unangenehmen Kontakte. Bei seiner Sache bleiben ohne Jammern und Klagen. Nicht beleidigen und vor allem nicht ironisch den eigenen Standpunkt vertreten. Wenn nichts hilft, sage ich: Du kennst mich nicht, du kannst mir nichts. Ich kann nichts ändern, aber gebe mein Bestes. Ich lasse mich von meinem Weg nicht abbringen.
Es wird eine Zeit geben, in der öffentliche Vorträge, Begegnungen in Präsenz wieder unbeschwerter möglich sind: Was sind Ihre drei Toptipps für einen gelungenen Auftritt?
- Ich bin gut vorbereitet und präsentiere, wie ich es schon oft getan habe.
- Ich präsentiere nicht mich, sondern die Sache, die ich zu präsentieren habe.
- Es kann sein, dass ich aufgeregt bin, es kann sein und darf sein. (Das sage ich mir jedoch Stunden vorher.)
Welche Frage hätten Sie noch erwartet, was möchten Sie uns gern noch mit auf den Weg geben?
Wie gehen Sie mit Kritik um? Ich verteidige mich nicht. Ich rechtfertige mich nicht. Ich teile mit, was bei mir passiert. Zum Beispiel: „Sie merken sicher, dass auch bei mir der Blutdruck nach oben geht.“ Ich sage, was ich will, möchte, brauche. Dies in einem Satz, wenn nötig, und wiederholt.